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Retter oder Zerstörer?
Dr. Michael Gebert Samstag, 23. September 2023 von Dr. Michael Gebert

Mustafa Suleyman über KI-Chancen und Risiken für Demokratie und Gesellschaft

Retter oder Zerstörer

Die zunehmende Verbreitung von Künstlicher Intelligenz birgt nach Experteneinschätzung sowohl große Chancen als auch Risiken für die Gesellschaft. Diese Meinung teilt der KI-Experte Mustafa Suleyman, Mitgründer der KI-Firmen DeepMind und Informed.AI . KI werde in den kommenden Jahren immer mehr Bereiche durchdringen.

"Jeder wird in Zukunft einen persönlichen KI-Assistenten haben, der Unternehmen, Marken, Regierungen und Organisationen repräsentiert", so Suleyman. Diese Assistenten könnten Menschen helfen, besser organisiert zu sein und die Welt zu verstehen. Suleyman geht davon aus, dass KI in den nächsten 3-5 Jahren in vielen Bereichen menschliches Niveau erreichen wird. Dies könne sogar apokalyptische Szenarien zur Folge haben.

Gleichzeitig betont der Experte, dass KI ganze Industrien revolutionieren, neue Produkte generieren und allen Menschen gleichen Zugang zu Intelligenz ermöglichen könne. KI habe das Potenzial, Bereiche wie Landwirtschaft, Gesundheitswesen, Bildung und Transport effizienter zu gestalten, neue Lösungen zu erfinden und neues Wissen zu entdecken. Doch wie kam es zu diesen revolutionären Entwicklungen in der KI? Suleyman schildert seinen persönlichen Weg, der ihn von einem abgebrochenen Philosophie-Studium über die Gründung einer Beratungsstelle für junge Muslime bis zur Faszination für Technologie führte. Bei Facebook habe er das rasante Wachstum miterlebt und angefangen, sich für Technologie zu interessieren. Eine frühe Partnerschaft mit dem Mitgründer von DeepMind habe schließlich den Weg in die KI geebnet.

Gefahr durch Open Source?

Die Deep Learning Revolution habe es möglich gemacht, Rohdaten wie Bilder und Sprache für Aufgaben wie Bildklassifizierung, Spracherkennung und Übersetzung zu interpretieren. KI-Modelle könnten Daten nun verstehen, klassifizieren und basierend darauf neue Bilder, Texte und Musik generieren. Durch Fortschritte bei Rechenleistung und Daten sei dies möglich geworden. In den nächsten fünf Jahren werde die Rechenleistung für KI-Modelle nochmals um den Faktor 1.000 steigen. Damit seien bald perfekte Sprach-, Video-, Bild- und Text-Generierung möglich. Doch bei all den positiven Aussichten warnt Suleyman auch vor Risiken der zunehmenden Verfügbarkeit leistungsstarker KI-Modelle. Diese könnten von schlecht gesinnten Akteuren für schädliche Zwecke missbraucht werden. Die Verbreitung von Open Source KI berge die Gefahr, dass kleinere und leicht transferierbare Modelle auch solchen in die Hände fallen, die Schaden anrichten wollen. Hier seien Eindämmungs- und Kontrollmaßnahmen nötig.

Auch die zunehmende Machtkonzentration bei den Tech-Konzernen, die KI-Modelle entwickeln, sieht Suleyman kritisch. Durch Jobverluste könne KI soziale Ungleichheit verstärken. Jedoch zeige die Geschichte, dass Automatisierung stets auch neue Jobs und Rollen geschaffen habe. Massenarbeitslosigkeit hält der Experte in den nächsten 20 Jahren daher für unwahrscheinlich. Allerdings könnten in Zukunft nur noch wenige Menschen mit KI Dinge produzieren, die am Markt gefragt sind.

Umgang mit China

Ein großes Risiko sieht Suleyman darin, dass KI die Demokratie gefährden könnte. Persuasive, manipulative Medieninhalte könnten das Vertrauen in Regierungen und Politiker untergraben. Auch die Vorstellung, dass Arbeit durch KI überflüssig werden könnte, sei für viele eine Bedrohung. Doch Arbeit sollte nicht das Ziel der Gesellschaft sein, so Suleyman. Wichtig seien Wohlbefinden, Frieden und Wohlstand. Man müsse lernen, eine Zukunft ohne Arbeitszwang zu akzeptieren und zu gestalten. Dafür brauche es Lösungen für die Umverteilung des durch KI generierten Wertes und die Frage, wie dieser in Währung umgewandelt werden kann. Die Herausforderung bestehe darin, mehr mit weniger zu erreichen und die Menschen von der Arbeit zu befreien. Auch der Klimawandel könne durch effizientere Prozesse mit Hilfe von KI bekämpft werden.

Um die Risiken zu mindern, seien laut Suleyman gute Regierungsführung und Überwachung bei der KI-Entwicklung nötig. KI werde die besten und schlechtesten Aspekte der Menschheit verstärken. Die Tech-Konzerne hätten dies erkannt und begrüßten gute Regulierung. Besonders Europa müsse verantwortungsvoll und umsichtig vorgehen. Auch gegenüber China brauche es Augenmaß. Statt das Land zu verteufeln, sollten der Selbsterhaltungstrieb angesprochen und eine Kooperation auf Basis gemeinsamer Werte angestrebt werden. Nur so könnten Exzesse wie großangelegte staatliche Überwachung mittels KI verhindert werden.

Ethische Leitplanken

Fazit des Experten: Die Chancen von KI sollten genutzt werden, ohne die Risiken aus den Augen zu verlieren. Wenn die Menschheit verantwortungsvoll handle, könne KI zu mehr Wohlstand für alle beitragen. Es müssten aber schwierige Fragen von Arbeitslosigkeit über Ungleichheit bis hin zur Zukunft der Demokratie gelöst werden. Europa komme eine wichtige Rolle für die Etablierung ethischer Leitplanken bei der KI-Entwicklung zu.

Was bedeuten diese teilweise utopisch anmutenden Ideen konkret für die Zukunft unserer Gesellschaft? Die Folgen von KI lassen sich am besten am Beispiel einzelner Bereiche illustrieren. Im Gesundheitswesen etwa könnten KI-Systeme Ärzte bei Diagnosen und der Auswahl von Therapien unterstützen. Sie könnten große Datenmengen analysieren, um neue medizinische Erkenntnisse zu gewinnen. Virtuelle Assistenten könnten Patienten Informationen bereitstellen und an Termine erinnern. Robotik und Sensorik könnten Operationen unterstützen und die Pflege erleichtern. Gleichzeitig müssen Datenschutz und Informationen zu KI-Entscheidungen gewährleistet sein, um das Vertrauen der Patienten zu erhalten. Auch im Bildungsbereich wird KI tiefgreifende Veränderungen anstoßen. Intelligente Tutor-Systeme können künftig Lerninhalte auf die individuellen Bedürfnisse von Schülern zuschneiden und einen persönlichen Lernpfad erstellen. Lehrkräfte könnten dadurch von Routineaufgaben entlastet werden und ihre Zeit stärker für die persönliche Betreuung nutzen. Virtuelle Umgebungen und Lernspiele machen abstrakte Themen anschaulich. KI kann auch bei der Bewertung von Klausuren und mündlichen Prüfungen unterstützen und objektivere Noten ermöglichen. Datenschutz und Transparenz sind jedoch auch hier unerlässlich.

Mitarbeiterakzeptanz ist entscheidend

In der Arbeitswelt eröffnet KI neue Möglichkeiten für die Zusammenarbeit zwischen Mensch und Maschine. Während Roboter manuelle Routineaufgaben übernehmen, können sich Menschen auf kreative Problemlösung konzentrieren. Von Datenbrillen unterstützte Wartungsarbeiter sind effizienter und sicherer. KI-Systeme übernehmen immer mehr Verwaltungsaufgaben und können Dienstpläne und Arbeitsabläufe optimieren. Die Empfehlungen von KI sollten jedoch stets hinterfragt und nicht blind vertraut werden. Auch die Mitarbeiterakzeptanz ist entscheidend.

Im Marketing kann KI Kunden präziser identifizieren, ihre Bedürfnisse vorhersagen und personalisierte Angebote erstellen. Virtuelle Produktberater liefern individuelle Empfehlungen. Intelligente Preissysteme passen sich in Echtzeit an Nachfrage und Wettbewerb an. Jedoch besteht auch die Gefahr von unkontrollierter Überwachung und Manipulation. Daher braucht es Richtlinien, um die Privatsphäre der Verbraucher zu schützen. In der Produktion machen vorausschauende Wartung und optimierte Logistik mit KI-Unterstützung die Abläufe effizienter. Die Fabriken der Zukunft werden hochvernetzt und können auf Störungen autonom reagieren. KI gestaltet die Zusammenarbeit von Robotern und Menschen sicherer. Gleichzeitig sinkt durch Automatisierung die Zahl manueller Jobs, was den Strukturwandel beschleunigt. Ein sozialverträglicher Umbau ist daher unabdingbar.

Auch im Verkehr ermöglichen KI-Anwendungen mehr Sicherheit, Effizienz und Nachhaltigkeit. Autonome Fahrzeuge können dank Sensordaten und Machine Learning gefahrlos navigieren. Intelligente Verkehrsleitsysteme reduzieren Staus und Unfälle. Optimierte Logistik senkt CO2-Emissionen. Assistenzsysteme kompensieren menschliche Fehler und machen den Verkehr sicherer. Die Technologien müssen aber sorgfältig getestet werden, bevor sie auf öffentlichen Straßen eingesetzt werden. In der öffentlichen Verwaltung können KI-Systeme Routineaufgaben übernehmen, Bürgeranfragen beantworten und Prozesse automatisieren. Predictive Policing analysiert Kriminalitätsdaten, um Tatorte vorherzusagen und die Effizienz von Streifen zu erhöhen. Bei hoheitlichen Entscheidungen sind Menschen aber weiterhin unersetzbar. Verzerrungen durch Datensätze und Algorithmen müssen kontrolliert werden, um Diskriminierung zu verhindern.

Breiter gesellschaftlicher Dialog notwendig

Auch in der Politik hält KI Einzug. Intelligente Systeme können Parteiprogramme und Reden analysieren, um Widersprüche aufzudecken oder den Wahrheitsgehalt zu überprüfen. Bürgerdialoge und Abstimmungen können durch KI unterstützt werden. Allerdings kann KI auch genutzt werden, um mit manipulativen, auf Emotionen abzielenden Botschaften Stimmung zu machen. Regulierung muss sicherstellen, dass KI die demokratische Meinungsbildung nicht verzerrt.

In der Landwirtschaft erlauben KI-gestützte Sensoren eine effiziente Bewässerung, Düngung und Unkrautbekämpfung. Roboter übernehmen lästige Arbeiten wie Ernten und Melken. Vorhersagemodelle prognostizieren Erträge und Preise. Tierwohl kann durch Gesundheitsüberwachung verbessert werden. Gleichzeitig besteht die Gefahr, dass kleinbäuerliche Strukturen weiter unter Druck geraten und die Marktmacht weniger Konzerne wächst. Im Finanzsektor nutzen KI-Systeme große Datenmengen, um Risiken zu bewerten, Betrug aufzuspüren und Anlageempfehlungen zu geben. Virtuelle Berater liefern maßgeschneiderte Tipps für die Altersvorsorge. Chatbots beantworten Kundenfragen. Durch Automatisierung von Routineaufgaben steigt die Effizienz. Gefahren bestehen durch mangelnde Transparenz sowie Diskriminierung durch Algorithmen. Strenge Regulierung ist notwendig. Im Journalismus kann KI Reporter entlasten, indem sie Daten analysiert, Textentwürfe erstellt und Fakten überprüft. Personalisierte Nachrichtenangebote sind möglich. Jedoch kommt es auch zu verzerrten Darstellungen durch die Datenbasis der KI. Redaktionelle Kontrolle und Medienkompetenz sind wichtiger denn je.

Insgesamt machen diese Beispiele deutlich: KI wird in den kommenden Jahren eine prägende Rolle in Gesellschaft und Wirtschaft einnehmen. Um die Chancen zu nutzen und Risiken zu minimieren, braucht es den Einsatz aller – von Verantwortlichen in Politik und Wirtschaft über Wissenschaftler und Ingenieure bis hin zu den Nutzern der Technologien. Nur durch einen breiten gesellschaftlichen Dialog und interdisziplinäre Zusammenarbeit kann sichergestellt werden, dass KI das Leben der Menschen verbessert und nicht bedroht.


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