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Mensch und Maschine
Dr. Michael Gebert Dienstag, 9. Januar 2024 von Dr. Michael Gebert

Die Zukunft mit humanoiden Robotern und KI aktiv gestalten

Mensch und Maschine

Von technologischer Neugier geleitet verfolge ich schon geraumer Zeit die rasante Entwicklung im Bereich der Robotertechnik und Künstlichen Intelligenz. Insbesondere die jüngsten Durchbrüche bei menschenähnlichen Robotern, sogenannten Humanoiden, lassen aufhorchen. Können sie tatsächlich weite Teile der menschlichen Arbeitswelt ersetzen? Zwei aktuelle wissenschaftliche Artikel, die ich diese Woche las, zeichnen auf Basis ökonomischer Kalkulationen nach, dass Humanoid-Roboter menschliche Arbeitskosten bald in mindestens 11 Branchen weit unterbieten und gleichzeitig die Arbeitsleistung mehr als verdoppeln könnten. Am stärksten betroffen wären zunächst einfache, monotone Tätigkeiten oder solche in gefährlicher Umgebung.

Produktionsarbeit, Altenpflege, Lagerlogistik, Landwirtschaft u.a. - überall könnten die "Blechkollegen" künftig Menschen ersetzen und Firmen ein Vielfaches an Personalkosten sparen. Die technischen Gründe hierfür liegen auf der Hand: Roboter kennen weder Müdigkeit noch Langeweile und sind weniger fehleranfällig. Ihre Rechenleistung und Präzision ist uns Menschen klar überlegen. Und dank Fortschritten in der Sensorik sowie der Bild- und Spracherkennung nähern sie sich uns immer mehr auch in komplexeren Aufgaben an. Angesichts solcher Aussichten malen manche eher unkritische Visionäre schon angeblich paradiesische Zukunftsbilder: Der Mensch, endlich erlöst von lästiger Plackerei, könne sich vermehrt Muße, Kreativität und Selbstverwirklichung widmen. So schön das klingt - nüchtern betrachtet bleiben doch viele Fragen offen.

Quantensprung der Technik

Zweifellos erleben wir derzeit einen Quantensprung der Technik, vergleichbar vielleicht mit momentanen Umwälzungen wie der industriellen Revolution oder Erfindung des Buchdrucks. Damals entstanden vollkommen neue Berufsfelder und Gesellschaftsformen. Warum sollte das heute anders sein? Dennoch gilt es auch Risiken nüchtern abzuwägen. Was bedeutet es für uns menschliches Selbstverständnis und Würde, wenn immer mehr Aufgaben an Roboter delegiert werden? Laufen wir nicht Gefahr einer gefährlichen Abhängigkeit und Dehumanisierung?

Besonders heikel wird es meines Erachtens bei intimen menschlichen Beziehungen. Aktuell wird bereits diskutiert, dass humanoide Roboter womöglich schon bald einen beträchtlichen Teil des Sexgewerbes übernehmen könnten. Einerseits verlockend - keine Ausbeutung von Menschen mehr, keine Krankheitsrisiken. Auf der anderen Seite besteht die große Gefahr, eines der innersten menschlichen Bedürfnisse vollends an seelenlose Apparate auszulagern. Wollen wir als Gesellschaft diesen Weg gehen? Auch ökonomisch könnte die Sache nach hinten losgehen. Ja, simple Arbeitsplätze mögen durch Automatisierung wegfallen und Produktionskosten radikal gesenkt werden. Aber was bedeutet Massenarbeitslosigkeit für Kaufkraft und Lebensstandard? Hier bedarf es sicher durchdachter politischer Konzepte.

Eines scheint jedoch so gut wie sicher: Ein Zurück in vorindustrielle Zeiten gibt es nicht. Die Roboter kommen, evolutionär betrachtet ist jede technische Neuerung zugleich Ursache wie auch Folge gesellschaftlicher Veränderungen. Die große Herausforderung besteht meiner Ansicht nach darin, diese ambivalente Beziehung aktiv zu gestalten. Mensch und Maschine, Geist und Algorithmus sollten meines Erachtens nicht in einem Entweder-oder-Verhältnis zueinander stehen. Die Zukunft liegt in einer komplementären Symbiose! Konkret heißt dies: Robotik und KI gezielt für all jene Aufgaben einsetzen, die für Menschen gefährlich, langweilig oder belastend sind - mehr aber auch nicht. Die dadurch freiwerdenden personellen Ressourcen in klassische „Humandisziplinen“ lenken: Bildung, Gesundheit, Kultur, zwischenmenschliche Fürsorge.

Die Roboter kommen

Auch direkte Kollaboration in gemischten Teams aus Mensch und Roboter bietet Chancen: Vereint können beide Seiten in ganz neuer Qualität Probleme anpacken - robuster, zuverlässiger und zugleich flexibler und kreativer als je zuvor. Natürlich erfordert eine solch kooperative Zukunftswelt auch ein Umdenken auf politischer Ebene. Menschzentrierte Regulierungen für KI-Systeme, flächendeckende Weiterbildungsprogramme oder auch Konzepte für ein Grundeinkommen könnten mögliche sozioökonomische Verwerfungen abmildern. Zudem - ganz entscheidend - bedarf es einer breiten gesellschaftlichen Debatte: Über Fragen technischer Machbarkeit und ökonomischer Zwänge hinaus müssen wir uns einfach wieder bewusster machen, was uns als Menschen im Innersten ausmacht. Worin besteht der Wert menschlicher Arbeit jenseits aller Produktivitätsdenken? Was bedeuten Intimität und zwischenmenschliche Begegnung - und dürfen wir dies vollends an Apparate delegieren?

So sehr uns technische Innovationen auch faszinieren und neue Möglichkeiten eröffnen: Am Ende müssen moralische und spirituelle Fragen immer zentral stehen. Sonst verkommen wir am Ende selbst zu funktionalen Rädchen im Getriebe. Die Roboter kommen - aber wir haben es in der Hand, sie nicht über uns bestimmen zu lassen. Eine aufgeklärte, selbstbewusste Gesellschaft sollte stets souverän über Technik verfügen, niemals umgekehrt. Ob uns das im Zeitalter von KI und humanoiden Robotern gelingen wird? Eine Antwort auf diese Frage zu finden könnte sich lohnen. Sie betrifft nichts weniger als unser Menschenbild und die Zukunft unserer Spezies.


Weblinks zu den im Beitrag erwähnten Veröffentlichungen:

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