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Künstliche Intelligenz im Materialdesign
Dr. Michael Gebert Sonntag, 24. November 2024 von Dr. Michael Gebert

Ein Blick hinter die Kulissen der Magnetrevolution

Künstliche Intelligenz im Materialdesign

Magnete sind unverzichtbare Bestandteile moderner Technologie und Industrie. Von Elektrofahrzeugen über Windgeneratoren bis hin zu Robotersystemen – ihre Bedeutung wächst mit der Elektrifizierung der Gesellschaft. Doch der Kern dieser Innovationen, sogenannte Dauermagnete, steht vor einer existenziellen Herausforderung: Ihre Herstellung hängt von Seltenen Erden ab, Rohstoffen, die teuer, umweltschädlich in der Förderung und geopolitisch heikel sind. Fast die gesamte globale Produktion konzentriert sich in China, was zu Abhängigkeiten und Lieferkettenrisiken führt.

Genau hier setzt eine neue Methode an, die das Potenzial hat, die Materialforschung zu revolutionieren: KI-gestütztes Materialdesign. Forschende eines britischen Teams nutzten einen Algorithmus, um eine neuartige Magnetrezeptur zu entwickeln, die ohne Seltene Erden auskommt. Innerhalb von nur drei Monaten konnten sie einen neuen Permanentmagneten entwerfen, herstellen und testen – ein Prozess, der traditionell Jahrzehnte dauert.

Die Besonderheit des entwickelten Magneten liegt nicht nur in seiner Herstellungsgeschwindigkeit, sondern vor allem in seiner ressourcenschonenden Zusammensetzung. Ohne den Einsatz von Neodym oder Dysprosium verspricht der neue Magnet eine massive Reduktion von Kosten und Umweltbelastungen. Laut den Beteiligten kann das Material mit 70 Prozent weniger CO₂-Emissionen und nur einem Fünftel der Kosten herkömmlicher Magnete produziert werden.

Hinter diesen beeindruckenden Zahlen steht eine Plattform, die in der Lage ist, Millionen potenzieller Materialkombinationen zu analysieren und gezielt die vielversprechendsten auszuwählen. In Zusammenarbeit mit dem Henry Royce Institute und führenden Universitäten wie Manchester und Sheffield wurden die ersten Prototypen hergestellt und getestet.

Die Beteiligten betonen, dass diese Methode nicht nur auf Magnete beschränkt ist. KI-gestütztes Materialdesign könnte in Zukunft neue Werkstoffe für verschiedenste industrielle Anwendungen ermöglichen – von Halbleitern bis hin zu Hochleistungsbeschichtungen. Damit eröffnet sich ein völlig neues Feld in der Materialwissenschaft, das sowohl wirtschaftlich als auch technologisch von enormer Bedeutung ist.

Chancen und Grenzen der KI im Materialdesign

Warum aber dieser enorme Aufwand um Magnete? Dauermagnete sind der Schlüssel für die Elektrifizierung und Automatisierung zentraler Industriezweige. Besonders in Elektrofahrzeugen, die immer mehr auf Permanentmagnete in ihren Motoren setzen, spielt ihre Leistung eine entscheidende Rolle. Auch Windturbinen, die für den Ausbau erneuerbarer Energien unverzichtbar sind, kommen ohne leistungsstarke Magnete nicht aus.

Die Nachfrage nach Dauermagneten wird in den kommenden Jahren voraussichtlich rapide steigen. In der Elektrofahrzeugindustrie, so schätzen Expertinnen und Experten, könnte der Bedarf bis 2030 auf das Zehnfache anwachsen. Das Problem: Die Beschaffung der benötigten Rohstoffe wie Neodym und Dysprosium stößt zunehmend an Grenzen. Nicht nur, dass die Förderung dieser Metalle ökologisch problematisch ist, sie unterliegt auch geopolitischen Spannungen. Der überwiegende Teil der weltweit verfügbaren Seltenen Erden wird in China abgebaut und verarbeitet – ein Faktor, der in Krisenzeiten Lieferketten gefährden kann.

Die Entwicklung des neuen Magneten ist ein beeindruckendes Beispiel dafür, wie Künstliche Intelligenz eine lange stagnierende Branche revolutionieren kann. Doch bei aller Euphorie gibt es auch Grenzen und Herausforderungen. So bleiben Details über die Zusammensetzung und Kostenstruktur des neuen Magneten bislang unklar. Die industrielle Skalierung solcher Innovationen ist oft ein langwieriger Prozess, der hohe Investitionen und Anpassungen in bestehenden Produktionsketten erfordert.

Zudem stellt sich die Frage, wie exklusiv dieser technologische Vorteil bleibt. Der Markt für Dauermagnete ist hart umkämpft, und es ist denkbar, dass ähnliche KI-gestützte Ansätze bald auch von anderen Akteuren genutzt werden. Große Industrienationen und Unternehmen könnten sich die Vormachtstellung in diesem Bereich sichern, während kleinere Länder und Akteure womöglich zurückbleiben.

Ein weiteres Thema ist die Regulierung und Standardisierung von KI-gestützten Verfahren. Damit solche Technologien auf breiter Basis akzeptiert werden, braucht es nachvollziehbare Standards, die die Qualität und Sicherheit der neuen Materialien gewährleisten. Die Intransparenz vieler KI-Prozesse – Stichwort „Black Box“ – könnte sonst das Vertrauen in diese Innovationen gefährden.

Zwischen Hype und Realität

Die Materialwissenschaft steht an der Schwelle zu einem fundamentalen Wandel. Technologien wie KI ermöglichen es, Ressourcen effizienter zu nutzen und Innovationen schneller auf den Markt zu bringen. Gleichzeitig werfen diese Entwicklungen Fragen auf, die weit über den wissenschaftlichen Kontext hinausgehen.

Die Geschichte des neuen Permanentmagneten ist ein Lehrstück darüber, wie eng technologische und wirtschaftliche Interessen miteinander verflochten sind. Die Nachfrage nach nachhaltigen und ressourcenschonenden Alternativen ist unbestreitbar. Doch ob diese Innovation tatsächlich zu einer globalen Transformation führt, hängt davon ab, wie mutig und kooperativ Industrie und Gesellschaft auf diese Chance reagieren.

Ein Magnet ohne Seltene Erden mag ein kleiner Schritt für die Materialforschung sein. Doch in einer Welt, die zunehmend von Nachhaltigkeit und technologischer Effizienz abhängt, könnte er ein Symbol für eine neue Ära der Industrie werden. Ob diese Vision Realität wird, liegt jedoch nicht allein in den Händen der Wissenschaft – sondern in der Verantwortung all jener, die diese Technologien nutzen, regulieren und fördern.


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