US-Regierung will Chancen und Risiken in Einklang bringen
Biden unterzeichnet wegweisende KI-Verordnung
In einer viel beachteten Pressekonferenz im Weißen Haus unterzeichnete Präsident Joe Biden am 30 Oktober eine weitreichende Verordnung zur Regulierung von Künstlicher Intelligenz. Die 111 Seiten umfassende "Executive Order on the Safe, Secure, and Trustworthy Development and Use of Artificial Intelligence" zielt darauf ab, die vielfältigen Interessen und Ängste im Umgang mit der schnell fortschreitenden KI-Technologie auszubalancieren. Die Verordnung wird als Versuch gewertet, zwischen drei Lagern einen Mittelweg zu finden: Den Fortschrittsorientierten, die sich um Arbeitsplätze, Bürgerrechte und Diskriminierung sorgen; den Langzeitdenkern, die vor existentiellen Katastrophen warnen; sowie den KI-Befürwortern, denen der Machterhalt der USA am Herzen liegt.
Konkret verpflichtet die Verordnung Behörden und Unternehmen, KI-Systeme auf Sicherheitsrisiken zu prüfen, bevor sie öffentlich zugänglich gemacht werden. Das National Institute of Standards and Technology soll verbindliche Teststandards entwickeln, während das Department of Homeland Security diese auf kritische Infrastruktur anwendet. Um Missbrauch durch KI zu verhindern, sind Richtlinien gegen KI-Betrug geplant. Zur Wahrung der Privatsphäre sollen verstärkt Methoden wie Privacy Enhancing Technologies eingesetzt werden, die Training von KI-Systemen ohne Offenlegung sensibler Daten ermöglichen. Datensammlungen, insbesondere von Datenmaklern, werden einer Prüfung unterzogen.
Verordnung stößt überwiegend auf Zustimmung
Im Bereich Cybersicherheit ist die Entwicklung von KI-Tools zum Auffinden von Software-Schwachstellen vorgesehen. Damit soll über KI die Sicherheit von Netzwerken und Programmen erhöht werden. Die Verordnung stößt überwiegend auf Zustimmung. Sie wird als umfassender Ansatz gewertet, die Herausforderungen der schnell fortschreitenden KI-Entwicklung anzugehen. Gleichzeitig äußern Beobachter Zweifel, ob die weit gefassten Regulierungsabsichten effektiv umgesetzt werden können. Auch die mangelnde globale Reichweite wird kritisiert.
In jedem Fall unterstreicht die Verordnung den Willen der US-Regierung, bei der Gestaltung der KI eine Führungsrolle einzunehmen. Inwieweit dieser regulatorische Spagat zwischen Technologie-Optimismus und Risikovorsorge gelingt, muss sich in der Praxis erweisen. Mit dem Erlass einer derart umfangreichen KI-Policy hat Washington jedenfalls ein Ausrufezeichen gesetzt. Ob Bidens Verordnung eine internationale Signalwirkung entfalten kann, bleibt abzuwarten.