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Status KI in Deutschland
Dr. Michael Gebert Mittwoch, 4. September 2024 von Dr. Michael Gebert

Zwischen Innovation und Stagnation

Status der KI in Deutschland

Trotz des weltweiten KI-Hypes stagniert die Nutzung der Künstlichen Intelligenz in deutschen Unternehmen. Diese Diskrepanz zwischen öffentlicher Wahrnehmung und wirtschaftlicher Realität wirft Fragen auf und offenbart gleichzeitig Chancen und Herausforderungen für den möglichen Innovationsstandort Deutschland. Eine aktuelle Studie des Leibniz-Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung in Mannheim im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums zeichnet ein ambivalentes Bild der KI-Nutzung in Deutschland. Einerseits setzen deutsche Unternehmen im europäischen Vergleich überdurchschnittlich häufig auf KI-Technologien. Andererseits stagniert dieser Wert seit 2021 auf einem relativ niedrigen Niveau. Im Jahr 2023 nutzten lediglich zwölf Prozent der gewerblichen Unternehmen in Deutschland KI-Anwendungen für ihre Geschäftstätigkeit – eine marginale Steigerung von nur einem Prozentpunkt gegenüber 2021.

Diese Zahlen überraschen angesichts der immensen Aufmerksamkeit, die KI in der öffentlichen Diskussion erfährt. Christian Rammer, stellvertretender Leiter des ZEW-Forschungsbereichs "Innovationsökonomik und Unternehmensdynamik", zeigt sich von dieser Entwicklung überrascht. Die geringe Zunahme der KI-Nutzung steht in starkem Kontrast zur wachsenden Bedeutung, die der Technologie in der öffentlichen Wahrnehmung zugeschrieben wird. Trotz der scheinbaren Stagnation gibt es jedoch auch Lichtblicke. Im europäischen Vergleich positioniert sich Deutschland durchaus gut. Während im EU-Durchschnitt nur acht Prozent der Unternehmen KI einsetzen, liegt der Vergleichswert für Deutschland bei 11,6 Prozent. Besonders in Branchen wie Beratungsdienstleistungen und sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen zählt Deutschland sogar zu den Top 3 in der EU. Die Einsatzgebiete von KI in Unternehmen sind vielfältig und reichen von der Optimierung der Produktion und Logistik über die Qualitätskontrolle bis hin zur Verbesserung von Software-Entwicklung und Übersetzungsdienstleistungen. Diese breite Palette an Anwendungsmöglichkeiten unterstreicht das immense Potenzial der Technologie für nahezu alle Wirtschaftszweige.

Interessanterweise deutet die Studie darauf hin, dass die tatsächliche KI-Nutzung möglicherweise höher ist als die Zahlen zunächst vermuten lassen. Einige Unternehmen, die in früheren Erhebungen eine KI-Nutzung gemeldet hatten, taten dies in der aktuellen Befragung nicht. Dies könnte ein Indiz dafür sein, dass KI-Verfahren in manchen Unternehmen bereits so selbstverständlich geworden sind, dass sie von den Befragten nicht mehr als separate Technologie wahrgenommen werden.

Abbau von Bürokratie

Während Deutschland um die breite Implementierung von KI in der Wirtschaft ringt, lohnt sich ein Blick in die USA, wo die Defense Advanced Research Projects Agency (DARPA) einen innovativen Ansatz verfolgt, um die Entwicklung und Anwendung von KI voranzutreiben. DARPA, bekannt für ihre Beiträge zur Entwicklung bahnbrechender Technologien wie dem Internet und modernen KI-Systemen, setzt auf einen Wettbewerbsansatz, um die Grenzen des technisch Machbaren zu verschieben. Ein aktuelles Beispiel für diesen Ansatz ist ein DARPA-Wettbewerb, bei dem KI-Systeme entwickelt werden, um Computerprogramme sicherer zu machen. Das DARPA-Modell zeichnet sich durch die Förderung großer Ideen aus, die für die freie Wirtschaft zu riskant und für Universitäten zu kostspielig sind. Durch die Ausrichtung offener Wettbewerbe mit attraktiven Preisgeldern werden innovative Lösungen angeregt und ein breites Spektrum an Teilnehmern angezogen. Ein weiterer Erfolgsfaktor des DARPA-Modells ist der Aufbau eines dynamischen Ökosystems aus agilen Unternehmen und Instituten, die sich mit Grundsatzforschung beschäftigen. Trotz substanzieller Fördergelder hält DARPA den bürokratischen Aufwand gering, was die Effizienz und Attraktivität der Programme erhöht.

Das DARPA-Modell bietet wertvolle Anregungen für Deutschland, wie die Entwicklung und Implementierung von KI-Technologien vorangetrieben werden könnte. Insbesondere der Fokus auf große, visionäre Ideen und die Förderung eines dynamischen Innovationsökosystems könnten wichtige Impulse für den deutschen KI-Sektor liefern. Allerdings steht Deutschland vor der Herausforderung, die notwendigen finanziellen Mittel bereitzustellen und gleichzeitig die Bürokratie zu verschlanken. Die deutsche Agentur für Sprunginnovationen, als Pendant zur DARPA konzipiert, verfügt mit einem Budget von 100 Millionen Euro pro Jahr über deutlich geringere Mittel als ihr amerikanisches Vorbild. Um den Innovationsstandort Deutschland im Bereich KI zu stärken, sind mehrere Ansatzpunkte denkbar. Statt nach dem Gießkannenprinzip etablierte Technologien zu fördern, sollten mehr Ressourcen in zukunftsweisende KI-Forschung und -Entwicklung fließen. Die Einführung von Wettbewerben nach dem DARPA-Modell könnte die Innovationsdynamik erheblich steigern.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist der Abbau von Bürokratie. Eine Verschlankung der Verwaltungsprozesse bei der Forschungsförderung könnte die Effizienz und Attraktivität von Förderprogrammen deutlich erhöhen. Gleichzeitig sollte das KI-Ökosystem in Deutschland durch die gezielte Förderung von Startups und die Intensivierung der Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Wissenschaft nachhaltig gestärkt werden. Nicht zuletzt könnte eine intensivere Aufklärung über die Potenziale und konkreten Anwendungsmöglichkeiten von KI mehr Unternehmen zur Implementierung dieser Technologien motivieren. Die aktuelle Stagnation bei der KI-Nutzung in deutschen Unternehmen sollte als Weckruf verstanden werden. Deutschland verfügt über hervorragende Voraussetzungen, um im internationalen KI-Wettbewerb eine Führungsrolle einzunehmen. Dazu bedarf es jedoch eines Umdenkens in der Forschungsförderung und einer stärkeren Fokussierung auf große, visionäre Ideen.

Notwendige finanzielle Förderung und bürokratische Verschlankung

Das DARPA-Modell zeigt eindrucksvoll, wie durch gezielte Anreize und die Schaffung eines dynamischen Innovationsökosystems bahnbrechende technologische Fortschritte erzielt werden können. Indem Deutschland diese Lehren aufgreift und an die eigenen Gegebenheiten anpasst, kann es seine Position als Innovationsstandort im Bereich KI nachhaltig stärken. Die Herausforderung besteht nun darin, den Spagat zwischen notwendiger finanzieller Förderung und bürokratischer Verschlankung zu meistern. Nur so kann es gelingen, das volle Potenzial der Künstlichen Intelligenz für die deutsche Wirtschaft zu erschließen und im globalen Wettbewerb nicht nur mitzuhalten, sondern eine Vorreiterrolle einzunehmen.

Die Stagnation in der KI-Nutzung mag auf den ersten Blick besorgniserregend erscheinen. Sie bietet jedoch auch die Chance, innezuhalten, die bisherigen Ansätze kritisch zu hinterfragen und neue, innovative Wege zu beschreiten. Mit dem richtigen Mindset und den passenden Förderstrukturen kann Deutschland den KI-Sektor zu einem Eckpfeiler seiner zukünftigen wirtschaftlichen Stärke machen.


Das vollständige Gutachten des ZEW lesen: KI-Einsatz in Unternehmen in Deutschland

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