Dienstag, 19. November 2024 von Oliver Schwartz Größte Tech-Konferenz in Europa stand auch 2024 ganz im Zeichen der Künstlichen Intelligenz
WebSummit in Lissabon mit starker KI-Präsenz
Letzte Woche waren wir mit dem KI Expertenforum in Lissabon und mit uns 71528 Teilnehmer aus 153 Ländern. Wir waren Teil der über 2000 akkreditierten Medienvertreter und trafen auf mehr als 3000 ausstellende Unternehmen, fast 1000 Redner und gleich viele Investoren. Im Flugzeug, im Hotel, auf dem Messegelände und in den Restaurants. Der WebSummit, je nach Lesart die europa- oder gar weltgrößte Tech-Konferenz dominierte die portugiesische Millionenmetropole. Und wie schon im Vorjahr, gab es kaum ein Gespräch, das sich nicht schnell um die Künstliche Intelligenz gedreht hat. Und wieder waren Delegationen aus drei Dutzend Nationen vor Ort, teilweise mit riesigen Gemeinschaftsständen. Eine der größten Präsenzen repräsentierte Deutschland, angeführt vom Vizekanzler und Wirtschaftsminister Robert Habeck – in Begleitung einer umfangreichen Gruppe von Gründerinnen und Investorinnen.
Der Veranstalter vermeldet stolz 42 Prozent weibliche Teilnehmerinnen. Der erste Eindruck: Wiederholungstäter Robert Habeck mag den WebSummit und ist gerne Hahn im Korb. Vor allem ist er -nicht überraschen- froh, für kurze Zeit die Streitigkeiten in Berlin hinter sich zu lassen. Auch in Deutschland entstehen immer mehr KI-Kongresse und Events, nicht einer davon kann jedoch mit der pulsierenden Aufbruchstimmung und der Omnipräsenz aller relevanten Innovatoren und Treiber der Künstlichen Intelligenz mithalten. Es werden Erinnerungen an die Hochzeiten von CeBIT und Industriemesse geweckt, einzigartig ist aber der wirkliche Networking-Charakter, der schon im Flieger nach Lissabon beginnt und erst spät in der Nacht endet. Ein zu pathetischer Lobgesang? Wer das vermutet, sollte dem WebSummit eine Chance geben und eintauchen in eine wirklich internationale Community. Wichtig ist aber angesichts der Flut an Bühnen, Speakern und Start-Ups eine gute Vorbereitung. Dies gilt umso mehr für die Aussteller, die als Startups zwar vielseitige Unterstützung erhalten, jedoch meist nur an einem der Kongresstage präsentieren können. Der Suchbegriff „Artificial Intelligence“ läuft in der Event-App ins Leere – denn ebenso könnte man stundenlang durch die Gesamtliste der Aussteller scrollen. Kaum einer, der nicht mit AI kategorisiert ist.
KI für Medizin, Energieeffizienz und Compliance
Und auch auf dem WebSummit bleibt auffällig, dass ein KI-Label eine offensichtliche Marketingpflicht in der Techbranche ist. Dieselben Fintechs sind jetzt AI-Fintechs, dieselben Reiseportale nutzen jetzt KI für maßgeschneiderte Angebote, dieselben Bewertungsportale sind jetzt KI-Empfehlungsmaschinen. Telemedizin preist nun ihre KI-Diagnostik. Also doch keine Innovationen? Im Gegenteil! Gerade zu gesellschaftlich relevanten Themen, von der Medizin über Nachhaltigkeit bis hin zu Energieeffizienz und wertebasierter Compliance-Konformität, gab es innovative Lösungen und Best Cases auf den Bühnen zu bestaunen, die allesamt von KI profitieren, selbst wenn Künstliche Intelligenz nicht unbedingt die Kern-DNA stellt.
Auch die Blockchain wird weniger Komplex. Ein Thema auf dem WebSummit waren sogenannte Hyperchains, die sich gut anpassen und integrieren lassen. Innovative Ideen, mächtig durch die Power der Künstlichen Intelligenz und gepaart mit Sicherheit und Skalierbarkeit durch „Proof of Stake“ und „Proof of Work“ – fertig sind flexible und leistungsstarke Lösungs-Architekturen, die nicht nur großen Konzernen mit Mega-Rechenzentren vorbehalten sind. Der Trend geht immer stärker hin zu KI-Anwendungen in der Private Cloud.
Robert Habeck auf dem WebSummit
Wirtschaftsminister und Vizekanzler Habeck kurz vor seinem Auftritt auf der Center-Stage des WebSummit 2024 in Lissabon.
Hunger auf Innovationen
Auch die Robotik erhält durch KI ihren zweiten Frühling und die KI durch die Robotik eine humanoide Verlängerung. Eine Win-Win-Situation, die gleichwohl teilweise euphorische, teilweise dystopische Visionen hervorruft. Werden Droiden immer mehr menschliche Aufgaben übernehmen und dank General Intelligence bald umfassendere Fähigkeiten und Empathie erlernen? Auf dem WebSummit dominierten die positiven Case Studies – die Folgen zu disruptiver Szenarien waren durchaus Themen von Bühnen-Talks, jedoch nicht wirklich im Zentrum der Tech-Party mit großer Aufbruchstimmung.
Paddy Cosgrave, Gründer des Web Summit, nennt das „Hunger auf Innovationen!“. Und diesen Hunger repräsentierten auch die anwesenden Investoren, die Vermögenswerte im Gesamtwert von 14700 Milliarden US-Dollar in vielversprechende Ideen und Innovationen anlegen wollen. Und Tech-Giganten wie IBM, Adobe, Meta, Huawei, SAP oder Qualcomm suchen ebenfalls in Lissabon nicht primär nach Kunden, sondern nach frischen Start-Up-Ideen, Übernahme-Kandidaten und strategische Partnerschaften. Ein Startup, das dank der siegreichen Teilnahme am WebSummit Pitch-Wettbewerb nun die erhoffte zusätzliche Sichtbarkeit bei Kunden wie Investoren verzeichnen kann ist Intuitivo aus Porto – eine Bildungsplattform für Lehrer und Schüler. Auch deren umfassende Lösung für das Digital Assessment profitiert von Künstlicher Intelligenz. Und das Unternehmen von neuem Risikokapital für die Weiterentwicklung.
In den nächsten Wochen widmen wir einzelne Artikel den jeweils besten KI-Cases vom WebSummit in Lissabon. Folgen Sie dem KI Expertenforum und abonnieren Sie unseren Newsletter, um keinen Beitrag zu verpassen.
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